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KARL DEDECIUS ARCHIV

Nachlass Hubert Schumann

Hubert Schumann (1941-2013) - die Arbeiten von Hubert Schumann zeichnen sich durch „ästhetische Feinfühligkeit, das Einfühlungsvermögen und Verantwortungsgefühl gegenüber dem Original ebenso wie gegenüber der deutschen Sprache.“ Jürgen Gruner anlässlich der Verleihung der Übersetzerprämie "Volk und Welt" 1979

Inhaltverzeichnis des Findbuchs: Nachlass Hubert Schumann (in Bearbeitung)

Hubert Schumann wurde 1941 in Kenzingen im Breisgau geboren und wuchs in Hainichen auf. Zwischen 1961 und 1966 studierte er Slawistik an der Universität Leipzig. Nach dem Studium arbeitete er zwei Jahre als Lektor für slawische Sprachen im Reclam-Verlag. Danach folgte er seiner Frau Barbara nach Warschau, wo sie in der Kulturabteilung der DDR-Botschaft u.a. als Dolmetscherin tätig war. In derselben Botschaft arbeitete Hubert Schumann von 1968 bis 1973 in der Presseabteilung.

Nach der Rückkehr aus Warschau übernahm er für kurze Zeit das Lektorat im Berliner Aufbau-Verlag, doch schon bald entschied er sich für den Beruf des freischaffenden Übersetzers. Von 1974 arbeitete er als Literaturbersetzer, Gutachter und Herausgeber mit verschiedenen Verlagen der DDR zusammen, hauptsächlich mit Volk und Welt. Wie jeder Übersetzer war er auch ein Literaturkenner und Förderer der Literaten, pflegte engen Kontakt zu der polnischen Literaturszene, immer auf der Suche nach interessanten Titeln und neuen Talenten.

Schumann legte einen großen Wert auf vollkommene Unabhängigkeit von politischen Strukturen, lehnte auch eine Mitgliedschaft in dem Schriftstellerverband der DDR ab.

Die Wende brachte mit der Auflösung der meisten DDR-Verlage eine tiefgreifende Zäsur in den Biographien vieler Übersetzerinnen und Übersetzer. Hubert Schumann verzichtete nach 1990 auf seine künstlerische Unabhängigkeit, gab das Literaturübersetzen auf und arbeitete von 1992 bis 1999 als Leiter des Stenographischen Dienstes des Landtages Brandenburg in Potsdam. Er starb 2013.

In seinen produktivsten Arbeitsjahren (1974-1990) veröffentlichte er über 40 Bücher, darüber hinaus auch zahlreiche Erzählungen und kleinere Formen in den Anthologien. Er übersetzte u. A. Werke von Stanisław Lem („Fiasko“, „Lokaltermin“, „Der Flop“), Marek Hłasko („Hafen der Sehnsucht“), Kazimierz Moczarski („Gespräche mit dem Henker“), Igor Newerly („Der Hügel von blauem Traum“), Hanna Krall („Dem Herrgott zuvor kommen“, „Tanz auf fremder Hochzeit“). Sehr geschätzt war er auch als Gutachter, er verfasste über 90 Gutachten für verschiedene Verlage.

Quelle: Worbs, Erika: „Hubert Schumann (1941-2013) und seine Übersetzungen aus dem Polnischen“. In: Aleksey Tashinskiy, Julija Boguna, Andreas F. Kelletat (Hg.): Übersetzer und Übersetzen in der DDR. Translationshistorische Studien. Berlin 2020.

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