Traumabewältigung durch Kunst – Ausstellung „Through“ zeigt Malereien von Menschen aus der Ukraine

Bei der Ausstellung „Through“ (dt. „Hindurch“) steht nicht das vollendete Werk im Vordergrund, sondern dessen Entstehungsprozess. Am 13. Januar gaben die Initiatorinnen, Kunsttherapeutin Daryna Blyshchuk und Viadrina-Studentin Mariia Romaniuk, bei einer Führung für eine Gruppe von Interessierten aus Berlin Einblicke in die Entstehung der rund 50 Zeichnungen und Malereien von Menschen zwischen sieben und 60 Jahren aus der Ukraine.

Für die ukrainische Künstlerin Daryna Blyshchuk, die seit vier Jahren in Deutschland lebt und derzeit an der Hochschule RheinMain studiert, sind Emotionen und Kunst eng miteinander verbunden. An dieser Erkenntnis und an diesem Erleben wollte sie auch andere teilhaben lassen und hat angesichts des Überfalls Russlands auf die Ukraine beschlossen, Workshops in ihrer Heimat anzubieten. Sie wollte und will Menschen so helfen, ihren Emotionen freien Lauf zu lassen.

Bild 1: Daryna Blyshchuk, Bild 2: Studierende beim Aufbau der Ausstellung, Bild 3: Malereien und Workshopfotos aus der Ukraine, Bild 4 und 5: Workshop im verbuendungshaus fforst.


Im Sommer 2023 führte sie in vier Städten in der Ukraine kunsttherapeutische Workshops durch, die sie selbst organisierte und zum großen Teil auch selbst finanzierte. Unterstützung erhielt sie von ihren Eltern und später auch durch Spenden. Für die Workshops wählte Blyshchuk Orte, die mit ihrer persönlichen Geschichte verbunden sind. Der erste Workshop fand am 24. August 2023, dem Unabhängigkeitstag der Ukraine, in Blyshchuks Geburtsstadt Terebowlja statt. Zwei weitere folgten in der Heimatregion ihrer Mutter und ihrer Großeltern in Dywisija und Tyzly nahe Odessa. „Normalerweise starten wir mit einer Meditation, dann folgt zwei Stunden Musik verschiedener Genres, welche die unterschiedlichen Emotionen symbolisiert. Man kann Rock, Techno oder klassische Musik hören, zum Schluss haben wir noch einmal meditiert“, so die Künstlerin. Während die Teilnehmenden an ihren Werken arbeiteten, wurde nicht gesprochen. Ansonsten gab es keine Regeln. „Man darf jede Art von Emotionen ausdrücken, man darf weinen, schreien oder lachen“, sagt Blyshchuk.

Viadrina-Studentin Mariia Romaniuk, die selbst Teilnehmerin des vierten Workshops in Kyjiw war, überzeugte das Projekt: „Es hat auch mir sehr dabei geholfen, meine Emotionen zu verarbeiten. Für eine Weile schottet man sich von der digitalen Welt ab.“ Im Rahmen des „Securing Future“-Programms, mit dem die Viadrina Studierende aus der Ukraine fördert, holte Romaniuk – seit April 2023 selbst Stipendiatin – die Ausstellung an die Europa-Universität. Begleitend zur Ausstellung organisierte sie gemeinsam mit Künstlerin Blyshchuk Mitte Januar zwei kunsttherapeutische Workshops im Frankfurter verbuendungshaus fforst.

Alle Teilnehmenden der Workshops dürfen frei entscheiden, was mit ihren Werken passiert und ob sie anonym bleiben. „Manche möchten ihre Bilder am Ende nicht einmal ansehen; sie möchten sie wegwerfen oder verbrennen“, weiß Blyshchuk zu berichten. Einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Workshops in der Ukraine aber haben ihre Werke der Künstlerin überlassen, so dass ihre Bilder nun in Deutschland zu sehen sind.

Bis zum 2. Februar 2024 ist die Ausstellung noch an der Europa-Universität Viadrina zu sehen. Geplant sind Ausstellungen und Workshops auch an weiteren Orten in Deutschland. Daryna Blyshchuk steht mit den Teilnehmenden aus der Ukraine weiterhin in Kontakt und berichtet ihnen regelmäßig, wohin die Reise der Ausstellung geht.

Zur Künstlerin:
Daryna Blyshchuk, geboren und aufgewachsen in der Ukraine, absolvierte schon während ihrer Schulzeit in Kyjiw ein außerschulisches Kunstprogramm. Es folgte ein Vorstudium der Wirtschaftswissenschaften; 2019 zog sie nach Wiesbaden, wo sie seit 2021 Medienmanagement an der Hochschule RheinMain studiert, freiberuflich als Malerin und Schauspielerin arbeitet und Kunstprojekte entwickelt.

Text: Martina Klepek
Fotos: Heide Fest, Martina Klepek, Daryna Blyshchuk


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