Die Stadt als gestaltbarer Raum – Wie das FutureLab den Zukunftsplatz erfand

Es genügte ein Mausklick von Stefan Henkel an seinem Computer und der Zukunftsplatz war geboren – zumindest bei Google Maps. Der Leiter der Sommerschule Viadrinicum setzte damals eine digitale Markierung auf die Brache an der Stadtbrücke. Im Sommer 2022 und 2023 folgte auf die digitale Markierung eine reale: In beiden Jahren fand das sogenannte FutureLab auf dem Platz statt. Eine Sommerschule ohne diese urbane Intervention kann sich das Organisationsteam inzwischen gar nicht mehr vorstellen.

Zwei Sommer lang hat das FutureLab die Brache am nördlichen Ende der Großen Großen Scharrnstraße geprägt: Temporäre Architektur wurde aufgebaut; Studierende, Forschende und die Stadtgesellschaft kamen zusammen um zu lernen, zu kochen, zu diskutieren und zu feiern. In der anschließenden Sommerschule erkundeten die internationalen Teilnehmenden den Ort aus städtebaulicher, historischer und sozialer Sicht.

„Wir wollten uns den Platz symbolisch aneignen, bevor dort etwas Neues entsteht, und einen Experimentierraum schaffen“, erinnert sich Kirill Repin, Koordinator des Viadrinicums. Die Idee entstand in den Monaten, als man in Frankfurt (Oder) daran arbeitete, das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ an die Oder zu holen. Als im Sommer 2023 längst entschieden war, dass das Zukunftszentrum nicht nach Frankfurt (Oder) kommt, lautete das inoffizielle Motto der zweiten Ausgabe vom FutureLab „Zukunft ohne Zentrum“.

Die Idee, die Sommerschule mit einer urbanen Intervention zu verbinden, ging auf. „Wenn man nur im Uni-Gebäude bleibt, kann man gewisse Wahrnehmungen schwer entwickeln. Wir wollten raus aus der Seminaratmosphäre – den klassischen akademischen Raum verlassen, um Stadtraum mitzugestalten“, so Stefan Henkel. Der Zukunftsplatz, der zuvor schon unter dem Namen Brückenplatz als sozialer Treffpunkt fungierte, habe dafür auch praktische Vorteile geboten: zentral gelegen, mit leerstehenden Gewerbeflächen, und Infrastruktur, wie Toiletten und Strom.

Ihre urbane Intervention bewerten die zwei Organisatoren auch dank der Unterstützung durch städtische Partner und externe Förderer positiv. Unter anderem durch das gemeinsame Kochen und Veranstaltungen wie „Dancing Franky O.“, das an wilde Party-Zeiten in Frankfurt erinnerte, sei es gelungen, verschiedene Bevölkerungsgruppen zu beteiligen. „Das Ganze hat einen performativen Aspekt“, betont Stefan Henkel. Sie hätten zusammen mit den Nachbarn vorgelebt, dass die Stadt auch „ohne ein Riesenbudget“ ein gestaltbarer Raum ist und dass man in kurzer Zeit Nachhaltiges schaffen kann. Ganz praktisch haben sie Akteuren wie dem Verein Helping Hands selbstgebaute Bänke, Tische und eine mobile Küche hinterlassen, die von verschiedenen Initiativen genutzt werden können.

Eine Sommerschule ohne urbane Intervention können sich Kirill Repin und Stefan Henkel kaum noch vorstellen. Ob diese weiterhin auf dem Zukunftsplatz stattfinden wird, ist ungewiss. Die Zukunft des Platzes soll von einem kommunalen Entwicklungsbeirat durchdacht und vorangebracht werden. „Dieses Vorhaben entspricht unseren Vorstellungen, möglichst viele unterschiedliche Akteure mit einzubeziehen“, sagt Kirill Repin. Auch das Viadrinicum-Team selbst hat Ideen für den Zukunftsplatz. Ein Viadrina-Projektraum könnte dort entstehen, an dem aktuelle Projekte aus der Universität für die Stadt sicht- und erlebbar werden. Das sei „nur eine Idee“, sagen die beiden. Sie wissen auch aus ihrer Erfahrung mit dem Zukunftsplatz: „Oft ist der Prozess nicht weniger wichtig als das Ergebnis.“

www.viadrinicum.blog

Text: Frauke Adesiyan
Fotos: Viadrinicum

Dieser Text erschien zuerst in ZENTRUM - Zeitschrift für das Sanierungsgebiet ehemalige Altstadt Frankfurt (Oder)

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