Generationen von Studierenden haben von ihm profitiert – Viadrina trauert um Michael Baldzikowski

Er baute das Englischlektorat am Sprachenzentrum der Europa-Universität mit auf und unterrichtete bis zum Eintritt in den Ruhestand 2021 Generationen von Studierenden: Sprachlektor Michael Baldzikowski. Am 15. Oktober 2023 ist er verstorben. Thomas Vogel, ehemaliger Leiter des Sprachenzentrums, erinnert an seinen langjährigen Freund und Weggefährten.

„Mit großer Bestürzung habe ich vom zu frühen Tod von Michael Baldzikowski erfahren. Michael war von 1993 bis zu seiner Verrentung 2021 als Lektor für Englisch und als Koordinator des Englischlektorates am Sprachenzentrum der Viadrina tätig. Den Ruhestand im Kreise seiner Familie genießen zu können, wurde ihm leider versagt.

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Ich kannte Michael Baldzikowski seit fast 40 Jahren. Unsere erste Begegnung fand bei einer Konferenz zum Zweitsprachenerwerb in Szczyrk in den polnischen Beskiden statt, die das Institut für Anglistik der Universität Sosnowiec einmal jährlich veranstaltete. Michael war als Fulbright Scholar in Sosnowiec gelandet. Er beeindruckte mich schon damals mit seiner Mehrsprachigkeit (Englisch, Deutsch, Polnisch) und seiner Fähigkeit, intellektuell zwischen verschiedenen Kulturen zu navigieren. Er kannte das amerikanische, polnische und deutsche Universitätssystem, da er in diesen Ländern studiert und gearbeitet hatte. Genau diese Eigenschaften von Michael veranlassten mich dann bei einem Wiedersehen im Jahr 1993 an der Universität Kiel, meiner früheren Arbeitsstätte, ihn zu bitten, sich doch an der Viadrina zu bewerben. Michael hatte nach Umwegen inzwischen ein Lektorat für Englisch in Kiel inne. Die Viadrina und damit auch das Sprachenzentrum waren im Aufbau begriffen und wir hatten Stellen für Englischlehrende ausgeschrieben. Michael bewarb sich und kam zusammen mit seiner Frau Lori an die Viadrina. Es war im Übrigen ein weiterer Glücksfall, dass Lori auch Englisch unterrichten und als Lehrbeauftragte das Sprachenzentrum unterstützen konnte. Für beide wurde die Viadrina ein ‚second home‘, mit dem sie sich identifizierten.

Michael war verantwortlich für die Konzeption der Englischausbildung für Kulturwissenschaften und ich bin sicher, dass Generationen von Studierenden dieser Fakultät von seiner didaktischen und interkulturellen Kompetenz profitierten und sich gerne auch an seinen Humor erinnern werden. Für Michael war Englischunterricht nie Trockenschwimmen, sondern er musste sich inhaltlich eng an das Studienfach anbinden. Sprachunterricht musste authentisch sein. Zu Beginn unterrichtete ich gemeinsam mit ihm und wir entwickelten die Idee der studentischen Konferenz, bei der die Studierenden ihre Interessensgebiete und empirischen Arbeiten aus dem Studienfach vorstellten.

Menschenfreundlichkeit, Empathie und Neugierde waren Eigenschaften, die Michael auszeichneten und die die Viadrina und insbesondere das Sprachenzentrum sehr bereicherten. Hinzu kam ein gehöriges Maß an Abenteuerlust und so hatte ich auch nie ein Problem damit, Michael davon zu überzeugen, dass die Arbeit des Sprachenzentrums über den Unterricht im Unterrichtsraum hinausgehen sollte. Als wir in den 1990er-Jahren ein Institut für Sprachen und Weltwirtschaft an der Linguistischen Universität Moskau in Kooperation mit den Wirtschaftswissenschaften aufbauten, ging er ohne Zögern nach Moskau um dort zu unterrichten. Er ließ sich bei einem Projekt in Kooperation mit dem BIC Frankfurt (Oder) und dem Barnsley College auf das Experiment von Online-Sprachvermittlung für kleine und mittlere Betriebe ein, lange vor Zoom und BigBlueButton. Legendär waren auch unsere gemeinsamen Exkursionen mit Studierenden nach London in Kooperation mit der London School of Economics, bei der Studierende die Luft der englischen Hochschulausbildung schnuppern durften.

Michael war immer meinungsstark, wenn er von einer Sache überzeugt war. Ich habe es immer geschätzt, mit ihm kontrovers zu diskutieren. In Konflikten war er nie nachtragend. Und ein gehöriges Maß an Selbstreflexion erlaubte es ihm auch, sich zu entschuldigen und zuzugeben, wenn er sich geirrt hatte. Bei unserem letzten Treffen anlässlich der Verabschiedung der Polnisch-Lektorin Ewa Bagłajewska im Sommer schwelgten wir beide in Erinnerungen und wir verabredeten ein gemeinsames Treffen. Dieses Treffen wird nun nicht mehr stattfinden. Die Viadrina verliert einen kreativen und engagierten Mitarbeiter der ersten Stunde und ich einen beruflichen Weggefährten und Freund.“

Foto: Heide Fest

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