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Arbeitspapier 01

Brandenburger Informationsstrategie 2006 (BIS 2006)

Zukunft der Bibliotheken

Vernetzte Bibliotheken, Internet und Endnutzerdienste (AG 2)

Der multifunktionale Arbeitsplatz für Bibliotheken

Zielvorstellungen:

  • Die AG 2 verfolgt als Kernprojekt die Konzeption und Realisierung eines multifunktionalen Arbeitsplatzes für Bibliotheken. Dieser benutzerfreundliche Arbeitsplatz soll von einem PC aus zahlreiche Auskünfte und Dienstleistungen ermöglichen, die den gestiegenen Anforderungen der Benutzer entsprechen. Schwerpunktmäßig geht es dabei um den Abruf digitaler Informationen und die schnelle bzw. sofortige Lieferung von Volltexten. Ähnlich wie bei den im Bibliothekswesen mittlererweile sehr verbreiteten OPACs (Online Public Access Catalog) ist es beabsichtigt, den multifunktionalen Arbeitsplatz so zu konstruieren, daß er von jedem Benutzer ohne umfangreiche Vorkenntnisse und Schulungen genutzt werden kann.
  • Die Installation, Verwaltung, Wartung und Pflege eines multifunktionalen Arbeitsplatzes bedeutet einen großen zeitlichen Aufwand. Voraussetzung für den Kauf und die Installation sind neben qualifiziertem Fachpersonal ständige Absprachen, Verhandlungen, Lizenzvereinbarungen, Ausschreibungen usw. mit zahlreichen Anbietern. Die Zusammenarbeit zwischen den für das Bibliotheks-, Dokumentations- und Informationswesen relevanten Anbietern und Firmen, die ein schlüsselfertiges skalierbares System - nach den individuellen Bedürfnissen einer Bibliothek oder auch von Bibliothekstypen unter der Federführung einer Firma mit einem festen Ansprechpartner - entwickeln könnten, wird dagegen ein lukratives Angebot für die Bibliotheken sein.
  • Es ist wesentlich ökonomischer, wenn eine Komplettlösung durch Outsourcing im Rahmen der flexiblen Haushaltspoltik eingekauft werden kann.
  • Separate Verhandlungen jeder an einem multifunktionalen Arbeitsplatz interessierten Bibliothek sollten im Zuge der eingesetzten Sparmaßnahmen im Bibliothekswesen vermieden werden.

Leistungsanforderungen:

  • Netscape-Browser als Einstieg:
    Der Netscape-Browser hat sich als Navigationsinstrument international durchgesetzt. Die Oberfläche ist einfach zu bedienen und kann als allgemein bekannt vorausgesetzt werden. Daher ist diese Software als Einstiegsmedium besonders geeignet. Über Netscape sollten alle anderen Funktionalitäten des multifunktionalen Arbeitsplatzes abrufbar sein.
  • WWW-OPAC-Zugriff:
    Über Netscape kann im lokalen OPAC einer Bibliothek recherchiert werden. Neben den Recherchefunktionen und der Abfrage des Ausleihstatus müssen Benutzerfunktionen wie Verlängerungen, Vormerkungen und Bestellungen direkt durchführbar sein. Telnet-Verbindungen zu OPACs sollten aufgrund der auftretenden Emulationskomplikationen nur noch in Ausnahmefällen genutzt werden.
  • CD-ROM-Abfrage über WWW:
    Der Zugriff auf lokal vorgehaltene CD-ROM-Datenbanken auf Festplatten oder in einer Juke-Box sollte über Netscape erfolgen. Der Trend der gegenwärtigen Installationen von CD-ROM-Netzen liegt bei den Windows-NT-Applikations-Servern. Der große Vorteil ist, daß die Retrieval-Software nur einmal zentral auf einem Server und nicht mehr auf jedem einzelnen Arbeitsplatz abgelegt werden muß. Dieses File-Server-basierte System rationalisiert den Wartungsaufwand wesentlich. Zwischen Novell-Netware und Windows-NT existieren noch einige Harmoniesierungsprobleme, die zu lösen sind. Die Firma H+H bietet zahlreiche Varianten des Outsourcing an, um auch Institutionen mit wenig Personal ein Angebot machen zu können.
  • MS-Office:
    Als Standard in der Bürokommunikation hat sich MS-Office mit den Produkten Word, Powerpoint, Excel und Access durchgesetzt. Benutzerkenntnisse dieser Module sind weit verbreitet. Von Vorteil ist, daß innerhalb dieser Module Texte, Tabellen oder Graphiken ohne Konvertierungsproblme ausgetauscht werden können.
  • E-Mail:
    Das Produkt Pegasus-Mail bietet zahlreiche E-Mail-Funktionen auf Windows-Basis an, die von vielen Benutzern beherrscht werden.
  • Internet-Dienste:
    FTP, Gopher, Newsgroups, Mailinglisten und Telnet müssen angeboten werden.
  • Volltextserver:
    Die Firma Dataware Technologies aus München hat leistungsfähige und benutzerfreundliche Retrievalsoftware entwickelt, die sich für die Abfrage sowohl von bibliographischen Informationen als auch von Volltexten mit multimedialen Elementen eignen.
    Die Firma Dataware ist in der Lage, mit Hilfe ihrer einzelnen Softwareprodukte (NetAnswer, BRS-Search) und der EPMS (Electronic Publishing Machine) die Verwaltung und das Retrieval digitaler Daten zu managen. Ein Accounting-Modul mit User-ID-Verwaltung, Summarizing-Funktionen mit der Möglichkeit der parallelen Suche inbis zu 256 Datenbanken, ausgedehnte Suchwerkzeuge einschließlich Relevance-Ranking und die Verarbeitung von gescannten OCR-Daten beinhalten das Leistungsspektrum der Firma Dataware. Am Beispiel des gerade in der Entwicklung befindlichen Bieblis-Informationssystems in Zusammenarbeit mit der UB Bielefeld, der UB Dortmund und der UuStB Köln zeigt sich, daß die Firma Dataware fähig ist, elementare Dienstleistungen einer Bibliothek zu integrieren, die über das WWW abgerufen werden können.
    Die von der Firma SUN entwickelten Java-Interface-Modelle können plattformunabhängig Informationen zugänglich machen. Java als Standard im Internet mit einem gemeinsamen Nenner, dem Netscape-Browser, ist als Programmiersprache dazu fähig, einen hohen Accounting- und Security-Standard zu gewährleisten. Die Java- Applets benötigen keinen Wartungs- und Installationsaufwand, da die Programmbausteine nicht mehr bei den Clients vorgehalten werden müssen. Auf eine lokale Datenhaltung kann also verzichtet werden. Der Abruf und das Zusammenspiel der benötigten Applets wird on demand über das Netz nach dem Einloggen abgewickelt.
  • Online-Ordering-Funktionen:
    Neben SwetsScan (Inhaltsverzeichnisse von 14.000 Zeitschriften mit Online-Ordering-Angebot) wird nun SwetsNet von der Firma Swets offeriert. SwetsNet bietet die Volltexte von Zeitschriftenartikeln direkt an. Von einem Volltextserver aus können abonnierte elektronische Zeitschriftenartikel sofort gelesen und ausgedruckt werden. Beide Dienste sind über WWW und Z 39.50-Schnittstelle abrufbar. Gegenwärtig sind 600 Zeitschriftentitel über den zentralen Server in Lisse oder auch über externe Server (Gateways) einzelner Verlage abrufbar. Der Zugriff erfolgt über Password und IP-Check. Noch im Jahre 1997 wird die Zahl elektronischer Volltext-Zeitschriften um 1000 Titel erweitert. In zwei Jahren wird die Firma Swets ihren Kunden ca. 5000 elektronische Fachzeitschriften anbieten.
    Alle 260 Datenbanken, die von der Firma Silverplatter vertrieben werden, sind über einen ERL-Server recherchierbar. Der WEB-Spirs-Client ist Z 39.50-kompatibel und erlaubt auch das parallele Suchen in allen 260 Datenbanken. Zu diesen Datenbanken sind in letzter Zeit weitere Partner-Datenbanken hinzugekommen, auf die ebenfalls über ERL zugegriffen werden kann. So können z.B. die Datenbanken des GBI-Hosts "World Affairs" oder der belgische Verbundkatalog unter der Spirs-Oberfläche abgefragt werden. Über die ISSN kann ein Abgleich mit dem lokalen OPAC einer Bibliothek erfolgen oder es können unter Spirs recherchierte Titel in ein Jason-Bestellformular übertragen werden, um auf diese Weise nach einer Recherche umgehend eine Online-Bestellung auslösen zu können.
    Das Angebot weiterer Dokumentenlieferdienste muß noch genauer überprüft werden. Wichtig ist grundsätzlich, daß ein individualisiertes Abrechnungsverfahren angeboten wird, welches umständliche Abrechnungen zwischen der Bibliothek und dem Benutzer vermeidet.
  • Multimedia-Anwendungen:
    Eine Neuentwicklung ist ein mit Z 39.50-Interface ausgestatteter OPAC auf Java-Basis, der sogenannte "JOPAC". Mit Hilfe des Moduls SISIS-Object der SISIS GmbH können multimediale Elemente in eine Katalogaufnahme integriert werden. Von einer Titelaufnahme aus können Hyperlinks im WWW geschaltet werden. Der Zugriff des JOPACS erfolgt über Netscape. Der JOPAC "läuft" in dem Browser und bietet alle Benutzerfunktionen an. Von der OPAC-Oberfläche kann direkt in eine andere Oberfläche gewechselt werden, ohne daß eine gegenwärtige Anwendung geschlossen werden muß. Die Server-Prozesse laufen weiterhin über UNIX. Eine spätere Ablauffähigkeit über NT ist im Gespräch, wird jedoch nicht mit besonderer Priorität verfolgt. Als Datenbanksystem wird neben Informix auch Oracle angeboten werden. Der JOPAC wurde erstmals auf der Bibliotheca in Dortmund im Mai 1997 vorgestellt.

    Für die folgenden Optionen werden in Zusammmenarbeit zwischen der UB Frankfurt (Oder) und dem Fachreferat ADV der Europa-Universität Viadrina nach Lösungen erarbeitet:

    • Downloading und Ausdrucken von Rechercheergebnissen über Netzdrucker
    • Druckzuordnung, Abrechnungsverfahren
    • Sicherheitsfragen (autorisierte Zugriffsverfahren, zentrale Rekonstruktionsmöglichkeiten)

gez. Hans-Gerd Happel, Frankfurt (Oder), den 2.8.1997